Mineral- und Leitungswasser: Stiftung Warentest misst mit zweierlei Maß

03.07.2019

Stellungnahme zu test 7/2019

Mineral- und Leitungswasser:
Stiftung Warentest misst mit zweierlei Maß

  • Maßstäbe des Mineralwasser-Tests gehen über gesetzliche Vorgaben hinaus
  • Wichtige Kriterien für Leitungswasserqualität wurden nicht untersucht

Mit dem in der Ausgabe test 7/2019 erschienenen Test von Mineral- und Leitungswasser suggeriert Stiftung Warentest dem Verbraucher, dass die Qualität von Leitungswasser aus dem Hahn mit der Qualität von in Flaschen abgefülltem Mineralwasser verglichen werde. Erst durch eine genauere Analyse des Testverfahrens ist jedoch erkennbar, dass ein Test der Qualität von Leitungswasser aus dem Hahn unter verbrauchsüblichen Bedingungen gar nicht stattgefunden hat. Zudem basieren die vorgestellten Testergebnisse für die beiden Wasserarten nicht auf systematisch vergleichbaren Methoden, die einen objektiven Prozess der Beurteilung zulassen.

Keine mikrobiologische Untersuchung beim Leitungswasser

Stiftung Warentest hat festgestellt, dass einige stille Mineralwässer mit Keimen belastet sind. Die Untersuchung beschränkte sich an dieser Stelle jedoch nicht auf die Überprüfung der in der Mineral- und Trinkwasserverordnung (MTVO) enthaltenen gesetzlichen Bestimmungen, sondern ging weit darüber hinaus. Mikrobiologisch geprüft wurden die Mineralwässer zudem auf Basis der Nährmedien Blutagar, Hefe und Schimmelpilze.

Leitungswasser hingegen wurde nicht auf Keime überprüft. Begründet wird dies mit dem Hinweis: „Auf Keime untersuchten wir das Wasser nicht, weil eine mögliche Keimbelastung auch von der häuslichen Hygiene am Hahn abhängt.“ Die Empfehlung von Stiftung Warentest für Leitungswasser ist deshalb höchst zweifelhaft, denn es wird lediglich die Wasserqualität bis zur Wasseruhr, aber nicht die Qualität des tatsächlich aus dem Hahn entnommenen Leitungswassers untersucht.

Gefahren der „Last Mile“ werden ausgeblendet

Dabei lauern gerade in der Hausinstallation zahlreiche Gefahren. So können Leitungen, Hauspartikelfilter und Siebeinsätze die Wasserqualität negativ beeinflussen. Nach Erkenntnissen des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB stellt die „häusliche Verpackung“ – vom IGB auch „Last Mile“ genannt – ein erhebliches Risiko für die Wasserqualität dar.

Ein weiteres Risiko in der Hausinstallation für den Verbraucher stellt Stagnationswasser dar, also Wasser, das länger als vier Stunden in der Leitung gestanden hat. Dieses soll laut Empfehlung des Bundesumweltministeriums nicht zur Zubereitung von Speisen und Getränken genutzt werden. Auf diese Risiken für die Wasserqualität geht Stiftung Warentest überhaupt nicht ein, sondern hält nur fest: „Stagnationswasser ließen wir vorher ablaufen“.

Statt auf Keime untersuchte Stiftung Warentest Leitungswasser auf Verunreinigungen oberirdischen Ursprungs und andere kritische Stoffe wie Chrom VI. Obwohl 16 von 20 untersuchten Leitungswässern Spuren davon aufweisen, bescheinigt Stiftung Warentest allen getesteten Leitungswässern eine hohe Qualität. Auch dies ist sehr zweifelhaft.

Geschmackstest nur für Mineralwasser

Auch an anderer Stelle hinkt der Vergleich. So wurden alle Mineralwässer einem Geschmackstest unterzogen, der sogar 50 Prozent der Schulnotenbewertung ausmacht. Bei Leitungswasser fand weder eine solche Prüfung noch eine Bewertung mit Schulnoten statt. Warum dies so vorgenommen wurde, wird nicht erläutert. Dies ist umso erstaunlicher, als fast jede dritte Leitungswasserprobe (6 von 20) im Test Stoffe enthielt, die eine Behandlung mit Chlor anzeigen.

Die Tatsache, dass viele Mineralwässer weniger Mineralstoffe als das örtliche Leitungswasser enthielten, wird von Stiftung Warentest ebenfalls als ein Mangel bewertet. Dabei wird verschwiegen, dass im Segment der kohlensäurefreien Mineralwässer einige Mineralbrunnen mit mineralstoffreichen Mineralwässern ihre mineralstoffärmeren Produkte bewusst aus einem anderen Quellvorkommen anbieten. Dies liegt daran, dass einerseits die Gefahr des Absetzens der Mineralstoffe am Boden der Mineralwasserflasche und anderseits der starke Eigengeschmack der Mineralstoffe bei vielen Verbrauchern auf Ablehnung stößt. Auch im aktuellen Test bekommen einige Mineralwässer mit überdurchschnittlich hohem Mineralstoffgehalt sensorisch abwertende Beurteilungen.

Der Test lässt außer Acht, dass der Verbraucher beim Einkaufen selbst entscheiden kann, welche Mineralisierung seinen geschmacklichen Vorlieben und ernährungsphysiologischen Bedürfnissen entspricht. Im Gegensatz dazu steht ihm an seinem Wohnort aber immer nur ein einziges Leitungswasser zur Verfügung.

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